Der Ort Hainhofen wurde 1276 erstmals urkundlich genannt. Dieses Dorf gehörte zum Hochstift Augsburg. Augsburger Patrizier wie die Portner, Langenmantel, Fugger und Rehlingen besaßen Hainhofen als Lehen. In Hainhofen waren die Ortsherren stets auch die Patronatsherren der Kirche. Sie bestimmten jeweils den Ortsgeistlichen. Das Nachbardorf Schlipsheim gehört seit jeher zur Pfarrei Hainhofen. Erbaut wurde die katholische Pfarrkirche St. Stephan auf einem Geländesporn über dem Dorf. Wie alt sie ist, weiß man nicht. Die ehemalige Chorturmkirche aus dem 14. Jahrhundert ist im Kern wohl romanisch. Im späten 14. Jahrhundert wurde der Kirchenraum mit den gotischen Fresken des „Hainhofer Passionszyklus“ ausgemalt. Um 1500 wurde der Chorraum und 1582 dann auch der Turm erhöht, als Anton Fugger d.J. die große Glocke stiftete. Fugger, der auch Schloss Hainhofen und die Antoniuskapelle an der Straße nach Schlipsheim errichten ließ, stiftete zudem auch eine zweite, 1600 gegossene Glocke. 1718 wird das neue Langhaus errichtet und der heutige Chor entsteht.
In St. Stephan hat die Familie von Rehlingen von allen Patronatsherren die meisten Spuren hinterlassen. Ihre Wappen sieht man am Hochaltar, im Stuck und an Grabmälern. Eine Inschrift auf dem Epitaph der 1775 verstorbenen Maria Franziska von Rehlingen lautet „Sie glaubte katholisch, handelte aber evangelisch“. Ein Gedenkstein mit vergoldeten Wappen erinnert an den 1777 verstorbenen Franz Freiherr von Rehlingen. Die Inschriftentafel hält fest, dass er „in der Jugend Soldat, im Alter Mensch“ gewesen sei.
1878 erhält die Kirche eine Orgel der Firma Steinmeyer. 1910 wird das Langhaus nach Westen verlängert. In den Jahren 2000 bis 2002 wird die Kirche mit Dachstuhl und Innenraum aufwändig renoviert und erstrahlt rechtzeitig zum Patrozinium am zweiten Weihnachtsfeiertag in festlichem Glanz. Am 13. Dezember 2009 feiert die Pfarrgemeinde den Abschluss der Renovierung der denkmalgeschützten Steinmeyer-Orgel von 1878.
Eines der beiden Deckengemälde im Langhaus stellt Stephanus bei der Predigt dar. Der 26. Dezember, auch als Stephanstag bekannt, ist der Gedenktag des heiligen Stephanus, des ersten christlichen Märtyrers.
Das sicher bedeutendste Kunstwerk in St. Stephan befindet sich in der Sakristei, vormals der Altarraum der ursprünglichen, mittelalterlichen Chorturmkirche. Die nördliche und südliche Wand der Sakristei zeigen spätgotische Fresken: den um 1400 entstandenen „Hainhofer Passionszyklus“. Unter mehreren Passionszyklen in und um Augsburg ist der Hainhofer der älteste. Seine Fresken hat man vermutlich um 1500 übertüncht, als der Chorraum von St. Stephan erhöht und das Gewölbe eingezogen wurde. 1898 wurden die fast vollständig erhaltenen Fresken wiederentdeckt und 1902 fachgerecht und gut erkennbar rekonstruiert.
Fotografien: Martin Kluger Texte: Kirchenführer St. Stephan context Verlag Augsburg





