Grundlagen

Grundlegung des katholischen Glaubens

(von Pfarrer Stephan Spiegel)

Der Aufbau der Bibel

Altes Testament

  • Geschichtsbücher
  • Lehrbücher
  • Gebetsbücher (Psalmen)
  • Prophetische Bücher

Das AT führt zu Christus

Neues Testament

  • Evangelium nach Matthäus
  • Evangelium nach Markus
  • Evangelium nach Lukas
  • Evangelium nach Johannes
  • Apostelgeschichte
  • Apostelbriefe
  • Geheime Offenbarung

Das NT berichtet von Christus und seiner Kirche

„Die Heilige Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen.“ Dieses Zitat wird vom heiligen Hieronymus überliefert und gilt mit Sicherheit für alle Zeiten. In ihr finden wir Gottes Wort im Menschenwort. Irrtümer indes verdunkeln den Glauben und führen den Menschen weg von der Erlösung, die Christus uns gewonnen hat.

Der Weg der Bibel ist durch drei Stationen markiert:

 

 

Schöpfung mit Mensch als Höhepunkt und Ebenbild Gottes. Die Menschen verloren die Verbundenheit mit Gott, die uns Kraft und Leben bringt. Dies nennen wir „Erbsünde“ oder „Ursünde“. Gott bleibt den Menschen treu. Er schließt immer wieder einen Bund mit den Menschen, der im Sohne Gottes, Jesus Christus, seinem Opfer am Kreuz und der Auferstehung von den Toten, seinen Abschluss findet. In der hl. Messe, der Eucharistie, bleibt er und sein Opfer, das uns Leben spendet, gegenwärtig. Am Ende der Zeitenwird die Schöpfung in seinem Reich vollendet, wenn er „wiederkommt zu richten die Lebenden und die Toten“.

Die Konsequenz daraus:

Jeder Mensch ist aufgefordert am Reich Gottes teilhaben zu dürfen.

Dafür ist notwendig:

Der Glaube,

das Einhalten der Gebote,

die guten Werke,

die Verbundenheit mit Christus im Gebet und Sakramenten.

Wer bewusst sündigt oder wem Gott egal ist, riskiert das Ewige Leben zu verlieren.

Nun seien einige Irrtümer genannt, die in unserer Zeit sehr stark den Glauben bedrohen:

1. Die Berichte der Bibel über den Anfang (Erschaffung in sieben Tagen, Adam und Eva, Sündenfall) werden geleugnet oder als für unser Denken irrelevant abgetan.
2. Jesus sei nicht Gott, sondern ein besonders vorbildlicher Mensch, dessen Sache (Geist) nach seinem Scheitern am Kreuz weitergeht. Daher seien seine Wunder einschließlich der Auferstehung nachösterliche Erzählungen, die  zwar würdevoll aber geschichtlich irrelevant seien und eher ein antikes mystisches Weltbild bedienen. Die Kirche sei somit auch eine menschliche Einrichtung.
3. Die Heilige Messe sei kein Opfer sondern eine Mahlfeier und ein Erinnerungsgeschehen, die Kommunion sei „heiliges Brot“. Priester und Kirche seien dafür nicht notwendig.
4. Wir kommen ohnehin alle in den Himmel.  Wiedergeburt wird auch für möglich gehalten.

1. Die Berichte der Bibel über den Anfang (Erschaffung in sieben Tagen, Adam und Eva, Sündenfall) werden geleugnet oder als für unser Denken irrelevant abgetan.

Hierbei wird der klassische Fehler gemacht, die Erzählungen des AT geschichtlich oder naturwissenschaftlich misszuverstehen. Es handelt sich nicht um „Geschichtsbücher“, sondern um „Lehrbücher“, die wesentliche Wahrheiten in Form von Geschichte lehren. Zu diesen Wahrheiten gehören:

  • Die Welt entstand nicht durch Zufall, sondern nahm bei Gott ihren Anfang.
  • Der Mensch hat seine Würde als Ebenbild Gottes.
  • Die Menschheit ist durch die Sünde von Gott, der Quelle allen Lebens, getrennt worden.
  • Gott lässt trotzdem den Menschen nicht im Stich.

Die Bibel ist gerade deswegen ein Buch für alle Zeiten, Kulturen und Generationen, weil sie die Wahrheiten nicht in abstrakten Sätzen lehrt,   sondern in Geschichten, die immer ihre Gültigkeit haben und verstanden werden können.

Das Argument von Urknall und Evolutionstheorie sticht nicht, weil die naturwissenschaftlich zu erforschende Entwicklung auch durch Gott zielgerichtet stattgefunden haben kann. Es ist die Frage der Grundentscheidung, ob alles aus Chaos und Zufall kommt und so auch wieder vergehen wird, oder ob hinter allem Gottes ordnender Geist steht, in dem alles seine Vollendung findet.

Der christliche Glaube ist eine Erlösungsreligion. Wir werden befreit von Sünde und Tod. Die Leugnung des Sündenfalls beraubt den Glauben einer wesentlichen Grundlage, verwandelt ihn von einem Erlösungsgeschehen in eine respektable aber langweilige innerweltliche Angelegenheit. Um uns zu retten, erwählt sich Gott ein Volk und schließt mit diesem immer wieder einen Bund, der eine Art „Familienverhältnis“ mit Gott begründet. Dies wird theologisch mit dem Wort „Gnade“ zum Ausdruck gebracht. Seine Vollendung findet der Bund mit der Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus und seinem erlösenden Handeln an uns. Er ist von seinem ganzen Wesen her wahrer Gott und wahrer Mensch. Hier ist ein weiterer weit verbreiteter Irrtum unserer Zeit zu nennen:

2. Jesus sei nicht Gott, sondern ein besonders vorbildlicher Mensch, dessen Sache (Geist) nach seinem Scheitern am Kreuz weitergeht. Daher seien seine Wunder einschließlich der Auferstehung nachösterliche Erzählungen, die  zwar würdevoll aber geschichtlich irrelevant seien und eher ein antikes mystisches Weltbild bedienen. Die Kirche sei somit auch eine menschliche Einrichtung.

Dieser Irrtum ist beinahe ein Grunddogma heutiger vor allem deutscher Universitätstheologie. Übernatürliches wird von vornherein geleugnet. Hier werden die Gläubigen mit giftigen Früchten ernährt. Als Pfarrer kann man erleben, dass ein Achtklässler aus der Realschule einem sagt: „Der Glaube stimmt gar nicht, in der Schule haben wir gelernt, dass das in der Bibel alles nicht stimmt“. Und vor den Hochfesten Weihnachten  und Ostern erscheinen regelmäßig in den Zeitungen und Magazinen Artikel, die auf dieser Grundlage mit wissenschaftlich erhobenen Zeigefinger sowie der Berufung auf die „wissenschaftliche Theologie“ die Menschwerdung Gottes und die Auferstehung Jesu sowie die Wunder einem Millionenpublikum für nicht real erklären. Viele haben dadurch schon ihren Glauben verloren.

Dagegen gilt: Sich nicht verunsichern lassen!

Schon in biblisch-apostolischer Zeit wurde die Warnung ausgesprochen, daß die Leugnung der Menschwerdung und Göttlichkeit Jesu ein Unheil stiftendes Werk aus antichristlichem Geist ist (vgl. 1 Joh 1-4)! Paulus mahnt, wenn die Auferstehung nicht wirklich wäre, hätte das ganze Leben keinen Sinn und wir wären Betrogene (vgl. 1 Kor 15)!

Mit Vorliebe argumentieren die Anhänger dieses Irrtums mit der Spätdatierung der neutestamentlichen Schriften. Je weiter die Abfassung vom Geschehen entfernt ist, desto leichter kann man behaupten, die erzählten Geschichten entbehren der historischen Realität und wollen durch erfundene Begebenheiten die besondere Bedeutung des Menschen Jesus und seiner Sache hervorheben.

Dagegen gilt: Das Neue Testament selbst erhebt den Anspruch, historische Realität zu berichten. Lukas beginnt sein Evangelium mit den Worten:

„Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.“

Wenn die Zeitgenossen und Augenzeugen Jesu mit wie auch immer gemeinten Fabeleien konfrontiert worden wären, hätte es mit Sicherheit einen Aufschrei der Entrüstung gegeben. Im Evangelium wird die Begebenheit der Verklärung Jesu auf dem Berg berichtet.

Im 2. Petrusbrief (16-19) heißt es dazu:

„Denn wir sind nicht irgendwelchen klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, verkündeten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe. Er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen, denn er hörte die Stimme der erhabenen Herrlichkeit, die zu ihm sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden, und ihr tut gut daran, es zu beachten. Denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“

Wenn in Bezug auf die biblischen Geschehnisse mit einem in unserer Zeit überwundenen antiken mystischen Weltbild argumentiert wird, das „entmythologisiert“ werden muss, offenbart sich hier eine naive Kulturarroganz, die außerdem der historischen Überprüfung nicht standhält. Zu unserem Glauben  gehört, dass Gott uns eine unsterbliche Seele geschenkt hat, die nach dem Tode weiterlebt. Es gehört genauso hinzu, dass Gott Geistwesen geschaffen hat, die wir Engel und Dämonen sowie als höchsten der Dämonen „Satan“ nennen. Die Leugnung alles Übernatürlichen kann damit natürlich nichts anfangen. Dies ist allerdings keine Kulturleistung unserer Epoche, sondern diese Einstellung hat es schon zurzeit Jesu gegeben. Damals gab es im Judentum unterschiedliche Gruppierungen. Die zwei bedeutsamsten waren die Pharisäer und die Sadduzäer.

Die Pharisäer, die sonst oft wegen ihrer Überheblichkeit von Jesus scharf kritisiert wurden, glaubten an die Unsterblichkeit der Seele und an Engel und Dämonen.

Die Sadduzäer, eine Art intellektuelle Führungselite, lehnte diesen Glauben strikt ab.

Jesus selbst hat sich mit dem Glauben der Pharisäer identifiziert und somit diesen als göttliche Offenbarung bestätigt (vgl. Mk 12,25; Mt 22,30; Lk 20, 36). Paulus hat bei seiner Verhaftung beide Richtungen gegeneinander ausgespielt, um sich gegenüber den römischen Machthabern besser zu positionieren (vgl. Apg 23).

Es gibt gar nichts zu „entmythologisieren“, die Auffassungen zur biblischen Zeit unterscheiden nicht herausragend zu unseren neuzeitlichen Anschauungen. Aber die Menschen zu jeder Zeit und Epoche stehen von der Herausforderung, die Offenbarungen Gottes anzunehmen oder abzulehnen.

Dass die biblischen Wunder als Zeichen der Göttlichkeit Jesu wirkliche geschehen sind, wird auch durch das „Quadratusfragment“ deutlich. Ein Christ namens Quadratus hat im Jahr 125 n. Chr. dem römischen Kaiser Hadrian eine Schrift zur Verteidigung der Christen überreicht. Der überlieferte Text lautet:

„Was unser Erlöser getan hat, war ständig noch vor aller Augen, denn es war wirklich geschehen: Leute, die geheilt waren, und Leute, die von den Toten auferstanden waren, Leute, die man nicht nur einmal als Geheilte und Auferstandene gesehen hatte, sondern die auch ständig da waren, nicht nur solange unser Erlöser auf Erden war, sondern auch nachdem er sich entfernt hatte. Sie lebten noch geraume Zeit, und einzelne waren sogar bis in unsere Tage hinein am Leben.“

Quadratus hätte niemals gewagt, so etwas vor dem römischen Kaiser zu behaupten, wenn es nicht nachprüfbar und wirklich geschehen wäre.

Die Frühdatierung der Evangelien (vor dem Jahre  70 n. Chr.) dürfte inzwischen nachgewiesen sein,  da man in Qumran Textfragmente einiger Evangelien gefunden hat. Diese müssen zwangsläufig vor der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch die Römer dort deponiert worden sein. Für denjenigen, der sich ausführlicher mit der Materie beschäftigen möchte, seien folgende Bücher empfohlen:

Gerhard Kroll, Auf den Spuren Jesu
(Ein archäologisch hochinteressanter Bildband)
John A.T. Robinson Wann entstand das Neue Testament?
(Ein nicht einfaches bibelwissenschaftliches Werk)
Carsten Peter Thiede u. Matthew d´Ancona, Der Jesus-Papyrus
Carsten Peter Thiede, Ein Fisch für den römischen Kaiser
Die älteste Evangelienhandschrift?
Der Petrus Report
sowie sämtliche weiteren Bücher desselben Autors,  dessen Werke auch gut zu verstehen sind, wenn man nicht Theologie studiert hat.
Klaus Berger, Sind die Berichte des Neuen Testamentes wahr?
sowie sämtliche weiteren Bücher desselben Autors, dessen Werke wissenschaftlich aber trotzdem gut verständlich sind.
Michael Hesemann, Jesus von Nazareth
sowie sämtliche weiteren Bücher desselben Autors.

3. Die Heilige Messe sei kein Opfer sondern eine Mahlfeier und ein Erinnerungsgeschehen, die Kommunion sei „heiliges Brot“. Priester und Kirche seien dafür nicht notwendig.

Diese Auffassung wird vor allem von denen vertreten, die sich aus der sakramentalen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche verabschiedet haben. Aber auch im innerkatholischen Bereich wird vielerorts diese Meinung vertreten, wobei dann in der Praxis der Opfergedanke im Zusammenhang mit dem priesterlichen liturgischen Handeln nur noch am Rande thematisiert oder ganz verschwiegen wird. Es ist festzuhalten, dass die Messe als Bitt-, Lob-, Sühn- und Dankopfer, das durch den geweihten Priester dargebracht wird, ein wesentlicher Bestandteil des katholischen Glaubens ist. So kann auch das gesamte Leben mit seinen vielfältigen Aspekten in die Feier der Messe eingebracht werden, indem man  sich mit Christus und seinem erlösenden Handeln in allen Lebenslagen innerlich vereint. Spirituell bietet dies wesentlich mehr als eine „Wir-haben-uns-alle-lieb-Händchenhalt-Frömmigkeit“ mit krampfhaft gruppendynamischen Aktionismus und zwanghafter Kreativität, die in Gefahr ist sich mehr selbst zu feiern als wirklich Gott die Ehre zu geben.

In vielen biblischen und freikirchlichen Gruppierungen, die ebenfalls diese Auffassung vertreten, herrscht zwar eine ernst zu nehmende echte Religiösität vor, die aber meist von einer gewissen biblischen Naivität getragen ist, als ob die Bibel ein vom Himmel gefallenes Buch wäre. Entsprechend den Gesetzen der Gruppenpsychologie nimmt oft ein charismatischer Bibelguru die religiöse Führungsposition in solchen Gruppen ein, so daß ein „Lehramt“ von eigenen Gnaden dabei herauskommt.  Die Entstehung der Bibel und vor allem die Festlegung, welche Schrift zur Sammlung (Kanon) der biblischen Bücher gehört, ist aus dem Leben der Glaubenstradition gewachsen, die nach dem Willen Jesu von Petrus und den Aposteln sowie ihren legitimen Nachfolgern, dem Papst und den Bischöfen, getragen wird. Das protestantische Prinzip „nur allein die Bibel“ (sola scriptura) ist zwar aus der historischen Situation der Mißstände der Reformationszeit verständlich, selbst aber durch keinen einzigen Beleg aus der Bibel zu begründen. Hier gilt: „Wer die Kirche nicht zur Mutter hat, kann Gott nicht zum Vater haben!“

Zum festen Glauben der Kirche gehört, dass durch die Wandlungsworte, die der Priester in der Eucharistiefeier betet, sich Brot und Wein von ihrem ganzen Sein und Wesen her in Jesus Christus selbst verwandeln. Somit muß der heiligen Hostie höchste Ehrfurcht und Anbetung zuteil werden. Einzig vom „geweihten“ oder „heiligen Brot“ zu sprechen, ist eine Verkürzung der Wahrheit und enthält Christus die Ihm gebührende Verehrung vor. Die eucharistische Vereinigung mit Christus im Empfang der Kommunion setzt somit auch die Einheit im Glauben und im Willen zu einer Lebensführung nach den Geboten Gottes voraus.

Aus all dem wird deutlich, das einen christlichen Glauben ohne kirchliche Verbundenheit nicht gibt. Wer meint ohne Kirche auch glauben zu können, glaubt zwar irgendetwas, aber nicht an Christus, den Sohn Gottes, wie er sich uns offenbart hat.

4. Wir kommen ohnehin alle in den Himmel. Wiedergeburt wird auch für möglich gehalten.

Diese Haltung offenbart einen naiven Heilsoptimismus, der sich nach biblischem Zeugnis nicht begründen läßt. Der barmherzige Vater hält zwar seine Arme offen für jeden, der zu ihm heimkehrt, die Verlorenheit des Sohnes fern der Heimat bei Gott verliert aber dadurch nichts an Dramatik. In den Gleichnissen und Gerichtsreden hat es diejenigen, die nicht am Reich Gottes Anteil haben dürfen, meist eiskalt erwischt. Sie hielten sich und ihr Tun für ok, „wir kommen ja alle in den Himmel“. Umso erschreckender dann das Erwachen. Die Frohbotschaft soll damit nicht zur Drohbotschaft werden, denn der Wille Gottes, jedem die Erlösung anzubieten, bleibt immer aktuell. Die Bereitschaft unsererseits vom bösen Tun umzukehren, Gottes Gebote einhalten zu wollen und im Innersten von der Liebe zu Gott und zu den Menschen durchdrungen zu sein, ist eine notwendige Voraussetzung für das ewige Leben bei Gott. Damit ist auch die Basis geschaffen, um unsere Zeit auf Erden zur positiven Gestaltung unseres persönlichen, familiären und gesellschaftlichen Umfeldes zu nutzen.

Der Gedanke der „Wiedergeburt“ findet auch im abendländischen Kulturkreis immer mehr Anhänger. Die verschiedenen Varianten reichen von naiv-light bis zu religiös-spirituell, wobei dann auch nach einem geistigen Weg der Erleuchtung gesucht wird. Was im asiatischen Raum Hochkulturen auch mit allen Negativseiten hervorgebracht hat (man denke an die scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber den Leidenden im Hinduismus), wird bei uns unreflektiert übernommen. Dem so genannten „Weg der Erleuchtung“ eignet etwas religiös und sittlich Unverbindliches, so dass er vielen Zeitgenossen ausgesprochen sympathisch erscheint. Aber auch bei Kirchgänger findet man immer wieder die  dumme aber religiös sicher nicht ernst gemeinte Aussage: „Im früheren Leben war ich…“ oder „im  nächsten Leben werde ich…“. Nach christlichem Glauben ist jeder Mensch mit seinem konkreten Leben einmalig, von Gott gewollt und geliebt. Diese Einzigartigkeit, die uns unsere Würde verleiht, ist auch im zeitlichen einmalig und nicht wiederholbar. Der christliche Glaube und der fernöstliche Glaube sind zwei grundverschiedene nicht vereinbare Denkansätze, so dass man sich für den einen oder den anderen entscheiden muß. Vielleicht kann man von den spirituellen Meditationsformen das eine oder andere im christlichen Gebetsleben übernehmen, von der Grundlehre des Glaubens her muß man allerdings eine Grundentscheidung treffen, die dann den anderen Glauben ausschließt. Stärkstes Argument für den christlichen Glauben in diesem Zusammenhang ist: Der Anhänger des Glaubens an die Wiedergeburt muß aus eigener menschlicher Kraft den „Weg der Erleuchtung“ gehen, um dem „Rad der Wiedergeburten“ zu entgehen (wohin dann eigentlich als Person?) und gleicht damit Baron Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht. Der Christ weiß dagegen, dass Gott selbst in seinem Sohn Jesus Christus uns dem Tod entrissen hat und eine ewige Heimat auf uns wartet, in der jeder als Person und Individuum seine Vervollkommnung und sein ewiges Glück bei Gott findet.