Pfarrkirche St. Vitus

St. Vitus Pfarrkirche Ottmarshausen und Hammel

Bild: Archiv Pfarrei St. Vitus

1. Kirchenbau im 9. Jahrhundert durch Grabungen nachweisbar. Die vorletzte Kirche überstand zwar den Dreißigjährigen Krieg, brannte jedoch im Jahr 1680 samt Pfarrhaus nieder. Das Schiff der wieder aufgebauten Kirche wurde 1840 abgebrochen, erweitert und erhöht. Mit dem Turm, der teilweise noch aus dem 12. Jahrhundert stammte, stand die Kirche (Bild oben) bis zu ihrer Sprengung, 31.10.1970. Der alte Pfarrhof aus dem Jahr 1683 wurde bereits Ende der fünfziger Jahre abgerissen. Kirchenpatron: zuerst St. Ottmar, ab Mitte des 18. Jahrh. St. Vitus.

Bild: Archiv Pfarrei St. Vitus

Bau der neuen Pfarrkirche St. Vitus 

Pfarrer Johannes Burkhart, * 11.03.1904, Berg/Wttbg., +12.11.1985, Gersthofen, Pfarrer in Ottmarshausen von 1956 – 1972. beigesetzt im Priestergrab Ottmarshausen. Während seiner Amtszeit wurde die neue Vituskirche gebaut. Zu seinem 40. Priesterjubiläum (1970) zum Ehrenbürger der Gemeinden Ottmarshausen und Hammel ernannt.

Bild: Archiv Pfarrei St. Vitus

Vom ersten Termin der Ortsbesichtigung am 26.09.1961 bis zum ersten Spatenstrich am 21.05.1965 zogen sich die Verhandlungen mit der Gemeinde für den neuen Standort der St. Vituskirche auf dem Gelände „Hinterm Pfarrer“ hin. Die Planung des Kirchenneubaues wurde dem Architekten Karl Sendlinger, Westheim, übertragen, der sich im Wesentlichen an die Vorstellungen von Pfarrer Burkhart hielt. 21. Mai 1965 – Pfarrer Johannes Baptist Burkhart und der Direktor der Bischöflichen Finanzkammer, Domkapitular Johann Baptist Rigel vollziehen den ersten Spatenstich für die neue Vituskirche. Heute – 50 Jahre danach, erhebt sich die Vituskirche stolz über dem Schmuttertal. In den Broschüren der Stadt Neusäß und in Online-Verzeichnissen ist sie zum Wahrzeichen von Ottmarshausen geworden.

Bild: Archiv Pfarrei St. Vitus

Am 24.06.1966 wurde Richtfest gefeiert. Im August 1966 wurden von der Fa. Czudnochowsky die vier für die neue Kirche bestimmten Glocken geliefert und nach der Weihe in den freistehenden offenen Glockenturm gehängt. Der erste Gottesdienst, der in der neuerbauten Kirche gefeiert wurde, war am 24.12.1966 die Christmette. Zwei Tage nach dem Fest des hl. Vitus, am 17.06.1967, vollzog Bischof Dr. Josef Stimpfle die Weihe der Kirche. Im Altar wurden Reliquien der hl. Christina von Bolsena und dem Hl. Karl Lwanga aus Uganda eingemauert.

Pfarrkirche St. Vitus

Bild: Gerhard Höppner

Der Zugang zur Kirche erfolgt von der Straßenseite durch ein großzügiges Atrium mit einem überdachten Umgang, der mit 12 Säulen (Apostel!) abgestützt ist. Die Kirchenbesucher finden hier Möglichkeiten für Begegnung und Kommunikation, Betrachtung und Meditation (Kreuzweg), selbst Schutz vor Wind und Regen. An den beiden Enden des Weges auf der Süd- und Nordseite öffnen sich die Tore zu den Seitenschiffen, die optisch durch 10 Säulen vom Hauptraum getrennt sind. Im nördlichen Seitenschiff befindet sich die Werktagskapelle mit dem Sakramentshaus, im südlichen der Platz für den Beichtstuhl und Taufstein und im Kirchenraum stehen der Altartisch und die Orgel. Der Hauptraum wird von einem Faltdach („Zelt Gottes“) gekrönt. Durch die Giebelformen des Faltdaches entstehen 12 Dreiecksfenster, die den Kirchenraum nach außen öffnen und eine wohltuende Helligkeit spenden. Die Altarinsel ist leicht erhöht und wird im Dreiviertelkreis von den Bankreihen umgeben. Insgesamt verfügt die Kirche über rd. 500 Sitzplätze mit einem Außengrundriss von 50 x 42 m. St. Vitus ist eine Kirche, die den liturgischen Aussagen und Vorstellungen des II. Vatikanischen Konzils entspricht.

Bild: Gerhard Höppner

Im freistehenden, offenen Glockenturm befinden sich vier Glocken:

– Die größte von ihnen, mit dem Grundton (es’) ist der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht (1195 kg)

– Die zweite mit dem Grundton (ges’) ist die Antonius-glocke (694 kg)

– Die dritte mit dem Grundton (as’) ist die Herz-Jesu-Glocke (550 kg)

– Die vierte und kleinste Glocke, mit dem Grundton (b’) ist dem Pfarrpatron geweiht (364 kg). Sie trägt die Inschrift: „Hl. Vitus, Patron unserer Kirche, schütze unsere Gemeinde“.

Bild: Gerhard Höppner

An der Nordseite der Kirche wurde im Zuge des Kirchenbaus ein Pfarrhaus mit Wohn– und Verwaltungsräumen errichtet.  Bis zum Beitritt der Kirchenstiftung St. Vitus zur Pfarreiengemeinschaft Neusäß dienten die Räume zu Wohnzwecken für Pfarrer und Kapläne. In 2012 wurde das Pfarrhaus umgebaut und geteilt. Über einen neuen Hauseingang wurde ein behindertengerechter Wohnbereich geschaffen, der an eine Familie vermietet ist. Im zweiten Teil sind eine med. Praxis und Räume der Kirchenstiftung untergebracht.

Bild: Gerhard Höppner

Der „neue“ Kreuzweg im Atrium der Vituskirche Im Rahmen der Sanierung des Atriums wurde 2010 der Kreuzweg neugestaltet. Gemeinsam mit der Künstlerin Frau Rist-Geiger wurde eine Lösung gefunden, die dem Betrachter einen Gesamtblick und im Detail ein zeitgemäßes Verständnis der Kreuzwegstationen erschließt. Große Lettern fassen den Kreuzweg ein und verbinden die 15 Stationen zu einem ganzen Bild. Mit dem Ruf – ECCE LIGNUM CRUCIS – („Seht das Holz des Kreuzes“) wird in der Karfreitagsfeier das Kreuz Christi der Gemeinde gezeigt. Das Kreuz, an dem Jesus den Tod erleidet, ist nach Ostern immer auch Siegeszeichen. Jesus hat nicht nur den Tod erlitten. Er hat ihn auch überwunden. Das Kreuz ist zum Hoffnungszeichen geworden. Die übergroße Inschrift im Atrium des Vituskirche ruft die Besucher der Kirche, sich auf diese Hoffnung einzulassen. Seit dem Mittelalter gibt es die geistliche Übung, den Kreuzweg zu gehen. Die einzelnen Stationen helfen, diesen Weg zu durchschreiten und die vielen Schichten im Kreuzweg Jesu auszuloten. In der Neugestaltung des Kreuzweges im Atrium der Vituskirche werden die Stationen nicht mit den klassischen Titeln benannt (z.B.: 1. Station Jesus wird zum Tod verurteilt.). Unter den Stationen ist in einem „Textband“ dieses Neue zum Ausdruck gebracht. Es bringt die menschlichen Erfahrungen ins Wort, die sich dann mit den einzelnen Stationen verbinden. Dieser Textband soll anregen den Weg der Stationen nachzugehen und die Situationen des Kreuzweges mit dem eigenen Erleben und Empfinden zusammenzubringen. Besonders reizvoll ist die Vorstellung, dass Leute, die im Alltag an der Kirche vorbeigehen, den Weg durch das Atrium wählen. Dort kann der Blick auf ein Wort aus dem Textband fallen: schwäche zeigen, beistand erfahren, vorausahnen, trauern. Das eigene Leben kommt so in Verbindung mit dem Geschehen des Kreuzweges. Es kommt zu einem heilenden Moment „im Vorübergehen“.

Bei der Segnung des Kreuzwegs am 7. November 2010 durch Prof. Dr. Wolfgang Oberröder und Pfr. Wolfgang Kretschmer hieß es in der Lesung: „Wenn sich dieses Vergängliche mit Unvergänglichkeit bekleidet und das Sterbliche mit Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Wort der Schrift:

„Verschlungen ist der Tod vom Sieg. – Tod, wo ist dein Sieg? – Tod, wo ist dein Stachel.“

Grüß Gott in der „Gottesburg auf dem Berg“, in St. Vitus.

Bild: Gerhard Höppner

Sakristeitür, Altar und Apsis unserer Kirche liegen auf einer Linie. Wer die Kirche auf dieser Linie betritt, ist konfrontiert mit der alten Kirche in Gestalt der Kreuzigungsgruppe über der Sakristeitür. Keiner kommt am Kreuz vorbei. Es ist das Kreuz Jesu, das eigene und das der anderen. Darunter und dabei stehen zu bleiben, ist wesentlicher Teil der eigenen Geschichte und der unserer Mitmenschen. Der Altar ist beherrschend und einladend in der Mitte der Kirche aufgestellt, um eine Möglichkeit zu schaffen, sich um ihn zu versammeln.

Die jüngste Ausgestaltung der Apsis wurde 2005 von Frau Rist-Geiger gestaltet. Sie führt eine, dem Innenleben von Computern entnommene Ornamentik zusammen mit einer sehr alten Darstellung von Christus, dem König.

Bild: Gerhard Höppner

„Christus-gestern-heute und In Ewigkeit“ – dieses Motiv findet sich in der Kreuzigungsgruppe ebenso wie im Altarraum. Dort feiert die christliche Gemeinde die Gegenwart Gottes betend und singend im Sakrament der Eucharistie. Vor dem Goldgrund der Ewigkeit, der Perspektive unserer Erlösung stehen symbolisiert einige Gemeinden – damals wie heute fragend nach Richtung und Ziel christlichen Lebens, wie es sich unvollkommen in der Gemeinde darstellt.
Dieses Motiv entstammt dem letzten Buch der Bibel, der „Offenbarung des Johannes“. Vor dem thronenden Christus, dem Johannes die Geheimnisse des Lebens vor und mit Gott abzulauschen sucht, stehen alle, die als Einzelne oder Gemeinde (vertreten durch ihre Engel), als Kirche ihr Handeln verantworten dürfen vor Gott. Und „richten“ lassen, was von Jesus Christus wegführt.

Vielleicht lassen sich die Hände des Christ-König so deuten: Es ist euch alles gesagt. Dazu schaut in das lebendige Buch, das lebensspendende Wort Gottes, das als Perspektive mehr und kostbareres ansagt, als ihr euch vorstellen könnt. Das tut an euren Mitmenschen, in den Gemeinden, also auf der Erde, auf die er hin weißt. Lebt miteinander, auch unter dem Kreuz, so wie ich mit euch bin, immer und auch dann, wenn Beten und Gottesdienst Euch vereint.

Christus – Gestern, heute und Morgen – nicht in musealer Kirche und noch so ansprechender moderner Kunst, sondern im Tun, beten und auch mit – leiden.

Bild: Gerhard Höppner

Ein wichtiger Aspekt für die Gestaltung unseres Gottesdienstes, den das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) gebracht hat, ist Ausrichtung der Altäre zum Volk als Tisch für unsere Mahlgemeinschaften bei den Gottesdiensten. Unser Altar ist Mittelpunkt der Gemeindeversammlung!

Ein Quader aus Muschelkalk ruht auf einem runden Fuß. Die vier Seitenflächen sind bildhaft ausgestattet. Auf der Vorderseite ist ein Lamm dargestellt mit 7 Augen, 7 strahlenförmigen Hörnern und 7-wappenförmigen Siegeln, die ursprünglich eine Papyrusrolle – ein Buch mit 7 Siegeln – verschlossen hielten. Aus dem Herzen des Lammes ergießt sich ein Blutstrahl mitten in den Kirchenraum. Links vom Lamm schweben schwer erkennbare Engelsgestalten; rechts vom Lamm sehen wir vier Figuren mit einem Menschen-, einem Löwen-, einem Adler- und einem Stierkopf. Auf den drei anderen Seitenflächen sind jeweils 8 stilisierte Menschengestalten fein eingemeißelt, 24 an der Zahl.

Die Bedeutung der Bilder:

Sie schildern eine Szene aus dem Buch der Offenbarung des Johannes, Kapitel 5,6-14. Diese Schrift wurde gegen Ende des ersten Jahrh. in der Zeit der frühen Christenverfolgung geschrieben. Der Autor wollte die bedrängten Gläubigen trösten, stärken und aufrichten. Er versprach ihnen ein Ende all ihrer Bedrängnis mit der Wiederkehr Christi. Bis heute halten wir an diesen Verheißungen fest, wenn wir beim Gottesdienst gemeinsam sprechen: ”Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir – bis du kommst in Herrlichkeit!“. Und genau diese drei Aussagen sind das theologische Programm, das der Künstler in symbolischen Bildern auf unserem Altarstein dargestellt hat.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir – Christus sehen wir hier als Opferlamm (Paschalamm, Lamm Gottes). Aus seiner geöffneten Seitenwunde strömt Blut, das für uns am Kreuz vergossen wurde. Das Haupt des Lammes ist symbolhaft in Kreuzesform dargestellt.
Und deine Auferstehung preisen wir – Die Engelsgestalten zur Linken des Lammes – stellvertretend für „zehn-tausendmal zehntausend“ – jubeln Gott und dem Lamm unablässig zu. Die vier Wesen zur Rechten des Lammes – alttestamentliche Gestalten aus dem Prophetenbuch des Ezechiel (1.5 und lo.14) – erweisen ebenfalls Jahwe und dem Lamm ihre Ehre.
Bis du kommst in Herrlichkeit – Dieser Satz ist die Zentralaussage unseres Altarbildes. Christus, das Lamm, wird dargestellt als der „Vollstrecker des Geschichtsplanes Gottes“. Er wird die Herrschaft Jahwes endgültig über eine erneuerte Erde aufrichten. Und er wird am Jüngsten Tage wiederkommen. Darum ist dieses Lamm mit göttlichen Eigenschaften ausgestattet: mit Allwissenheit (7 Augen), mit Allmacht (7 Hörner = Zacken einer Krone), mit Kenntnis und Besitz der Zukunft (7 Siegel und geöffnete Buchrolle).

Bleiben noch die 24 Menschengestalten, genannt „Älteste“, rund um den Altarstein. Sie vertreten uns Menschen am Throne des Lammes. Der Künstler hat einige von ihnen so dargestellt, dass sie aus ihrem Bildrahmen heraustreten und auf uns zugehen, um uns gleichsam zur gemeinsamen Anbetung Jahwes und des Lammes an den Altar zu holen. Auch sie rufen wie die Engel und die vier Wesen unaufhörlich: Heilig, heilig, heilig. Ihnen zugesellt ist in der Offenbarung des Johannes eine unzählbare Schar von Menschen aus allen Völkern und Stämmen. In weiße Gewänder gekleidet (= Symbolfarbe der Zukunft mit Gott) greifen auch sie dieses heilig, heilig, heilig auf. Und zu dieser unzählbaren Schar gehören auch wir. Schon jetzt!

Bild: Gerhard Höppner

Seitenkapelle mit Sakramentenhaus

Der Altar der Kapelle wurde am 04.06.2001 (Pfingsten) von Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger geweiht. Das Sakramentshaus gestaltete der Münchner Künstler Max Faller. Es besteht aus einer scheinbar aus dem Boden herauswachsenden Säule, die den von drei Flügeln flankierten Tabernakel trägt. Die Türen sind mit Bergkristall versehen. Vom selben Künstler sind auch der Osterleuchter und die Portalgriffe. An der Rückwand sind zwei Engel angebracht, die aus dem 17. Jahrhundert stammen und aus der alten Kirche übernommen wurden.

Hl. Vitus – Patron der Kirche

Bild: Gerhard Höppner

Zum Patrozinium 1981 wurde in einem feierlichen Gottesdienst die neue Statue des Kirchenpatrons, des Hl. Vitus gesegnet. Domkapitular Heinz Spoden betonte: „Wir sehen die Heiligen im Gnadenstand Gottes. Sie sind Helfer zur richtigen und rechtzeitigen Entscheidung. Ihr Dienst gehört den Menschen, damit sind sie beteiligt am Aussehen der Welt.“
Die von der Münchener Künstlerin Ulla Scholl gefertigte Bronzedarstellung zeigt den jungen Vitus, wie er vom Feuer verzehrt wird. Sein Blick wendet sich Hilfe suchend nach oben. Die Lilie, das Zeichen der Märtyrer bricht in der Mitte durch die Feuersflammen. Eigens für die St Vitus-Statue gefertigt wurde ein stelenartiger Sandsteinsockel, der in kunstvollen Schriftzeichen aus dem Leben des Heiligen spricht: „Und ob du durch Feuer Müßtest Nicht wirst du verbrennen Siehe ich bin dein Herr, Dein Gott, Dein  Erlöser und laß nur eine Träne fallen in diese Feuersglut“

Bild: Gerhard Höppner

Die über den Eingang zur Sakristei angebrachte barocke Kreuzigungsgruppe aus dem 17. Jahrhundert, stammt aus der alten Vituskirche und war bis 2005 in der Apsis gehangen.

Bild: Gerhard Höppner

Auf einem Sockel mit dem jüdischen Glaubensbekenntnis „Höre, Israel, der Herr, unser Gott…“ steht eine spätgotische Marienstatue aus der alten Kirche.

 

 

Bild: Gerhard Höppner

Seit 1978 erfreut uns die Orgel als „Königin der Instrumente“, mit ihrem Klang. Ausgesuchte Musik auf der Orgel lässt die hörende, feiernde und singende Gemeinde das Wort und das sakramentale Geschehen noch tiefer erleben und im Herzen erfassen. Die Orgel steht somit im Dienst der Verkündigung. Sie klingt zur Ehre Gottes und zur Freude der Versammelten. Die Orgel wurde von der Firma Gerhard Schmid, Kaufbeuren, gebaut und 1978 von Domkapitular Dr. Karlheinz Braun geweiht. Disposition: Im Hauptwerk sieben, im Brustwerk neun und im Pedal fünf Register.

Bild: Gerhard Höppner

„Ort der Erinnerung“.

In der Verbindung von Altem und Neuem Testament entstand 2012 ein Ort, der durch die räumliche Verbindung von Taufbecken, Osterkerze und Sterbebildchen unsere Hoffnung auf das Leben bei Gott zum Ausdruck bringt und darauf ausrichtet, dass das Geheimnis der Erlösung in der Erinnerung liegt.

Über Allem die vier hebräischen Buchstaben, die den Gottesnamen ausdrücken – JAHWE – Ich bin der „Ich-bin-da“ (Ex 3,14).

Textgestaltung Gerhard Höppner – unter Verwendung des Archivs der Pfarrei St. Vitus.


Auf dem Weg zum 50. Weihejubiläum der Kirche St. Vitus Ottmarshausen

Gedanken von Pfr. Wolfgang Kretschmer zum 50. Weihejubiläum der Vituskirche 2017

Der halbkreisförmige Raumteil in unserer Kirche – die Apsis – ist ein Blickfang. Dies geschah auf besondere Weise durch die Wandgestaltung der Künstlerin Anita Rist-Geiger (2005). Auf dreifache Weise wird die „Christus-Ausrichtung“ in unserem Kirchenbau sichtbar.

Christus – gestern – heute – und in Ewigkeit (vgl. Heb. 18,3)

Es ist eine alte Tradition Kirchengebäude nach Osten (lat. Orient) hin auszurichten. Die Himmelsrichtung „Osten“ hat für Christen eine spirituelle Dimension. Wir werden erinnert an den Ostertag als in aller Frühe die Frauen zum Grab Jesu gingen, „als eben die Sonne aufging“ (Mk 16,2). Jesus Christus hat die Nacht des Todes besiegt durch seine Auferstehung. Deshalb richten wir unseren Blick nach Osten, zu Christus. Im Lied besingen wir IHN als der „Sonne der Gerechtigkeit“ (GL 481). Auf das Leben übertragen bedeutet das: Christen „orientieren“ sich an Jesus Christus: seinem Leben, Sterben und Auferstehen. In der Apsis befindet sich der „Priestersitz“. Auf der Steinbank sitzt während der Messfeier der Altardienst und in der Mitte ist ein hervorgehobener Platz für den Vorsteher. Dieser besondere Platz erinnert an Jesus Christus, dem eigentlichen Vorsteher der Gemeinde. Deshalb spricht der Dekan bei der Amtseinführung eines neuen Pfarrers folgendes: „Durch den Bischof vertraut Dir Christus diese Gemeinde an. In seinem Namen sollst Du sie leiten. Dafür ist der Vorstehersitz Zeichen. Wenn du von hier aus den Gottesdienst leitest, sei Dir bewusst, dass die erste Stelle Christus gehört. Er lenke deine Schritte zu den Menschen, besonders zu den Kranken und allen, die auf Deine Hilfe warten. Dazu schenke er Dir jene dienende Liebe, an der die Welt die Jünger Christi erkennen soll.“ Der Priestersitz erinnert daran, dass Christus die erste Stelle gehört – „Jesus first!“

Bild: Gerhard Höppner

Die Wandgestaltung trägt den Titel „Christus- gestern – heute – und in Ewigkeit“. Besonders beeindruckend ist hier die große, vergoldete Fläche. Die Farbe „Gold“ steht in der christlichen Kunst für das ewige, unvergängliche Licht, das von Gott kommt. Das göttliche Licht berührt auf der rechten Seite die sitzende Person, dessen Hand in die Goldfläche hineinragt. Es ist Jesus Christus, erkennbar an seinem Heiligenschein mit Kreuznimbus. Neben ihm steht Johannes, der Seher von Patmos. Ihm wird das letzte Buch der Bibel zugeschrieben: die Offenbarung des Johannes. Die „Offenbarung“ bildet den biblischen Hintergrund der dargestellten Personen und Engel. Sie sind aus einer alten Darstellung übernommen worden. Jesus Christus, der auf dem Thron sitzt spricht von sich: „Seht ich mache alles neu. … Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende.“ (Offb. 21,5f)

Auf der linken Seite stehen zwei Engel vor einem in brauntönen, strukturiertem Hintergrund. Die Ornamentik, die in die Goldfläche hineinreicht, erinnert an das Innenleben eines Computers. Die beiden Engel sind Sinnbild für die christlichen Gemeinden. Christen leben im menschlich-erdhaften Bereich, zu dem die moderne Technik und der wissenschaftliche Fortschritt gehören. Die Blicke der Engel und ihre Körperhaltung sind auf Jesus Christus ausgerichtet. ER, der Herr des Himmels und der Erde, wendet sich den Menschen zu mit seiner Sitzhaltung, seinem Blick und seiner offenen Hand.
Jesus Christus reicht den Menschen die Hand und weist den Weg zum ewigen Leben. Das Wandbild zeigt die Begegnung von Himmel und Erde im göttlichen Licht. Wir auf der Erde feiern diese Begegnung in jeder heiligen Messe.

Die Himmelsrichtung „Osten“ weist hin auf Christus, den Auferstandenen: der „Priestersitz“ erinnert, dass Christus der Vorsteher der Gemeinde ist. Die Wandgestaltung zeigt uns die göttliche Zuwendung „Christus- gestern – heute – und in Ewigkeit“ macht SEINE Gegenwart sichtbar, die wir in der heiligen Feier und in der Ewigkeit.

Pfarrkirche St. Vitus in Ottmarshausen – ein besonderer Kirchenraum

Am Dreifaltigkeitssonntag, den 11. Juni 2017 feiern wir zusammen mit Weihbischof Florian Wörner das 50. Weihejubiläum dieses Gotteshauses. Als Pfarrer habe ich in dieser Kirche schon viele schöne Gottesdienste feiern und besondere Erfahrungen machen dürfen. Der helle, weite Kirchenraum, der vormittags mit natürlichem Licht durchflutet wird, spricht die Menschen an. Durch die Anordnung der Kirchenbänke sind alle Mitfeiernden auf die Mitte hin ausgerichtet. In der Mitte steht der Altar – Sinnbild für Jesus Christus. An den Altarstufen versammeln sich die Gläubigen zum Kommunionempfang. Indem sie zur Mitte gehen, kommen sie sich gegenseitig näher. Hier wird deutlich: die Nähe zur Mitte, zu Jesus Christus, und die Nähe zu den Mitmenschen gehören zusammen.

Bild: Gerhard Höppner